«Wildtiere gehören der
Allgemeinheit, nicht nur den Jägern.» Das Komitee, das mit zwei
Volksinitiativen die Jagd im Kanton Solothurn einschränken will,
lancierte gestern seine Kampagne für die Abstimmung am kommenden 8.
Februar.
GIOVANNI LEARDINI
ZWildtiere
und für eine zeit-gemässe Jagd». Mit diesem Slogan steigt das Komitee,
das die Jagd im Kanton Solothurn mit zwei Volksinitiativen einschränken
will, in den Kampf für die Abstimmung vom kommenden 8. Februar (s.
Kästchen). «Wildtiere gehören der Allgemeinheit, nicht nur den Jägern»,
sagte Marco Jakob, Präsident des Komitees, gestern Mittwochnachmittag
in Solothurn zu den Medien. Jakob und einige seiner Mitstreiter zählten
dann die Argumente für die Initiative «Ja zum Schutze der Feldhasen,
Vögel und Dachse» auf: «Feldhasen stehen seit 1994 auf der roten Liste
der gefährdeten Tiere und haben bereits viele natürliche Feinde; Vögel
abzu-schiessen ist weder nötig noch begründbar; Dachse sind nachtaktiv,
die meisten werden daher Opfer des Stras-senverkehrs; die von den Jägern
abgeschossenen Dachse und Feldhasen haben ein Durchschnittsalter von
nur drei bis vier Jahren, während sie normalerweise 12 Jahre alt
werden.»
Zur zweiten Initiative, «Ja für
ein Jagen ohne Treiben», sagten die Initian-ten: «Treibjagd ist eine
mittelalterliche Tradition ohne zeitgemässen Sinn und Zweck; Treibjagden
sind absolut unnötig, unethisch, tierquälerisch und äusserst
tierverachtend; Rehe haben ein unterdurchschnittlich kleines Herz - sie
zum Plausch mit Hunden herum-zuhetzen grenzt an Sadismus; Treibjagden
sind zu reinen gesellschaftlichen Anlässen verkommen, meist mit
geladenen Gästen und Behörden.»
«Die Bevölkerung ist auf unserer
Seite»
«Der Kantonsrat hat unsere
Initiativen zwar klar abgelehnt. Trotzdem können wir die Abstimmung
vom 8. Februar gewinnen», zeigte sich Martin Iseli, Pressesprecher des
Komitees, überzeugt. Bereits die vielen positiven Feedbacks während
der Unterschriftensammlung hätten nämlich gezeigt:
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«2 x Ja» Der Präsident und der Pressesprecher des
Initiativkomitees:
Marco Jakob (l.) und Martin Iseli. oliver menge |
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«Die Bevölkerung ist eher auf
unserer Seite.» Die Jäger hätten ihnen zudem «diverse grosse Gefallen
gemacht», sagte Iseli weiter - und meinte damit beispielsweise den
Jagdunfall vom letzten November oberhalb von Selzach, als zwei Wanderer
von einem Jäger angeschossen wurden. «Das hat doch gezeigt, dass das
Bild vom hegenden, pflegenden und schützenden Jäger so nicht ganz
stimmt.»
Im Übrigen gehe es am 8. Februar
nicht um eine Abstimmung für oder gegen die Jagd, wie dies von der
Jägerseite immer wieder suggeriert werde. «Wir sind nicht für ein
totales Jagdverbot. Wir wollen nur einen Teil der Jagd einschränken und Tiere schützen, die
sonst schon viele natürliche Feinde haben», so Iseli. Bei anderen
Tieren wie etwa Füchse und Rehe sei ein regulierender Eingriff durchaus
sinnvoll. Warum solle aber ein Dachs abgeschossen werden, der weder
grossen Schaden anrichtet, noch gegessen werden kann? «Die Jäger
verpassen die Chance, für einen Kompromiss zum Schutz bedrohter Tiere
Hand zu bieten. Offenbar geht es ihnen halt doch nur um die pure Lust am
Abschiessen der Tiere.»
Auch sonst kann Martin Iseli über
die |
Haltung der Gegenseite im
Abstimmungskampf «nur den Kopf schütteln». So hätten es die Jäger auf
Anfrage des Initiativkomitees abgelehnt, an einem gemeinsamen,
öffentlichen, kontradik-torischen Podiumsgespräch teilzunehmen. «Sie
wollten uns keine Plattform bieten», erklärte Iseli, der die Hoffnung
aber noch nicht aufgegeben hat: «Vielleicht findet sich ja noch ein
Jäger, der bereit ist, mit uns öffentlich die Klingen zu kreuzen und so
den Stimmbürgern die Möglichkeit zu geben, sich eine Meinung zu
bilden.» Jetzt werde man die Öffentlichkeit halt mit Flugblättern,
Plakaten, mit einem Kino-Dia und einer Internet-Homepage (1) zu
erreichen versuchen. Die Mittel seien beschränkt: «Uns stehen für den
Abstimmungskampf 8000 Franken zur Verfügung, den Jägern 200000
Franken», so Iseli.
Der «Götti» war auch anwesend
Ähnliche Verhältnisse hätten auch
vor zwei Jahren im Kanton Aargau geherrscht, als das Stimmvolk relativ
knapp eine Volksinitiative ablehnte, welche die Jagd auf Feldhasen und
Blässhühner verbieten wollte, sagte Peter Suter. Der Präsident des
«Vereins zum Schutze bedrohter Wildtiere» war |
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Zwei Anti-Jagd-Initiativen
Am 8. Februar 2004 kommen zwei
Volksinitiativen zur Abstimmung, welche die Jagd im Kanton Solo-thurn
einschränken wollen. Die erste fordert, «dass Feldhasen, Vögel
einschliesslich Wasservögel, und Dachse zu den geschützten Tieren
gehören und von den jagdbaren Tierarten ausgenommen sind»; die zweite
bezweckt dagegen, «dass die Treibjagd der Wildtiere durch Hunde,
Menschen oder andere Mittel untersagt ist». Sowohl der Regierungs-wie
der Kantonsrat haben sich klar gegen die beiden Initiativen
ausgesprochen. Diese Zeitung widmet dem Thema «Jagd» im Vorfeld der
Abstimmung eine Artikel-Serie, (gio) |
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als «Götti» des Initiativkomitees
gestern auch anwesend - und kündigte an, dass im Aargau jetzt auch Unterschriften
für eine Initiative zum Verbot
der Treibjagd gesammelt werden.
(1 www.jagd-initiativen.ch |
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