Freitag, 21. November 2003 Solothurner Tagblatt
Tierquälerisches Freizeitvergnügen
Ausgabe vom 10. November «Jagdunfall: Auf Wanderer geschossen»
Landauf landab werden in die­sen Wochen wieder die tierquä-lerischen Hetz- und Treibjagden durchgeführt, notabene von ei­ner uneinsichtigen, unbelehrba­ren und unzeitgemäss agieren­den elitären Gesellschaft. Teil dieser tierverachtenden, mittel­alterlichen Treibjagden sind die ebenso unzeitgemässen Trink-und Saufgelage der Jagdherren. Wen wunderts, dass es dabei ne­ben unzähligen angeschossenen Wildtieren auch immer wieder zu           Personen-Jagdunfällen
kommt, die nicht sein müssten.
Wohlweislich wird über die oft­mals angeschossenen, durch Bleiischrot schwer verletzten Tiere, die in den meisten Fällen nach Stunden oder Tagen elen­diglich verenden, keine Statistik geführt. Wo bleiben da die Ge­fühle der sich so toll zeigenden Jagdherren? Wo bleibt da die Achtung und der Respekt vor der Schöpfung?
Darf man davon ausgehen, dass die Polizei dem Jäger, der den Wanderern eine Schrotla­dung verpasste - auch wenn der Vorfall am Morgen geschah -umgehend eine Blutprobe ent­nommen hat, wie dies bei Auto­fahrern üblich ist, die einen Un-
fall verursachen? Nicht verwun­derlich ist, dass der folgen­schwere Unfall anfänglich baga­tellisiert und heruntergespielt wurde. Hätten sich nicht die bei­den Wanderer, die bekanntlich hospitalisiert werden mussten, mittels Presse-Communique au die Öffentlichkeit gewandt, wäre der für die Jägerschaft peinliche Vorfall höchstwahrscheinlich in den eigenen Kreisen erledigt worden. Der fast undurchdring-bare Filz ist in und um die selbst­herrlich und arrogant agieren­den «Heger und Pfleger des Wildtierbestandes» allgegenwär-. tig. Oder haben Sie schon davon gehört, dass nach Trink- und
Saufgelagen von der Polizei bei den heimkehrenden Teilneh­mern           Alkohol-Kontrollen durchgeführt wurden?
Der Verein zum Schütze der bedrohten Wildtiere fordert seit Jahren die Jägerschaft auf, mit Rücksicht auf die veränderten Umwelt- und Lebensbedingun­gen der Wildtiere keine Treibjag­den mehr durchzuführen. Die wenigen noch abzuschiessenden Rehe können auch problemlos ohne gesellschaftliche Vergnü-guugsjagden erlegt werden, analog den Rehböcken, soge­nannte Sommerböcke, die in den Sommermonaten abge­schossen wurden. Diese Aufrufe
fruchteten bislang rein gar nichts - offensichtlich will man auf die­ses traditionelle, lustvolle Hobby keinesfalls verzichten. Nur das Stimmvolk kann am 8. Februar 2004 im Kanton Solothurn dank einem Volksbegehren und im Kanton Aargau voraussichtlich in drei Jahren - zur Zeit werden diesbezüglich Unterschriften ge­sammelt - das tierquälerische, gefährliche und umweltschädi­gende (Bleischrot) Freizeit-Ver­gnügen einer machtorientierten Gesellschaft unterbinden.


PETER SUTER

Präsident Verein zum
Schutze der bedrohten
, Wildtiere, Kölliken